Südamerika Peru Bolivien

Zwischen Titicaca See und La Paz

20.06.2019 – 26.06.2019

Zwischen Titicaca See und La Paz

Der Weg zurück über den Ábra Málaga macht mindestens so viel Spaß wie auf dem Hinweg. Zumindest uns, denn bei mäßig gutem Wetter kommen uns zahlreiche Touristen auf ihren Miet-Mountainbikes entgegen, die irgendwie keinen sonderlich zufriedenen Eindruck machen. Da der Weg von Cusco nach Hidroelectrica für uns eine ziemlich lange Sackgasse war, müssen wir beinahe die gesamte Strecke zurück. In Urubamba machen wir noch schnell einen Ölwechsel. Der letzte liegt zwar erst 5.000 km zurück, aber irgendwie gefällt mir der Zustand des Öles nicht und da das Buschtaxi in den kommenden Wochen noch zeigen muss, was in ihm steckt, gibt’s neuen Schmierstoff. Danach schauen wir uns die Salinas de Maras an. In den Bergen über der Stadt Urubamba entspringt eine Quelle mit ordentlich salzhaltigem Wasser, das einige einheimische geschickt auf extra dafür angelegte Terrassen umleiten. Ähnlich wie beim Reisanbau sind die kleinen Becken in die steilen Hänge geschachtelt. Mit der Zeit verdunstet das Wasser und das Salz bleibt zurück und kann geerntet werden. Mit der untergehenden Sonne ein schönes Farb-, sowie Licht- und Schattenspiel.

Salinas de Maras, Peru 2019
Die Salzlake beginnt zu kristallisieren, Salinas de Maras, Peru 2019
Salinas de Maras, Peru 2019
Salzabbau, Salinas de Maras, Peru 2019

Bevor wir Peru in den nächsten Tagen in Richtung Bolivien verlassen, wollen wir uns noch eine letzte Inkastätte auf dem Weg anschauen. Pisaq liegt ähnlich wie schon Ollantaytambo über einer kleinen Stadt, ist dabei aber deutlich größer. Wir haben die Möglichkeit, die Ruinen schon am frühen Morgen zu besichtigen und erfrischenderweise hält sich hier im Vergleich zu Machu Picchu der Andrang in Grenzen. Die Anlage ist überraschend weitläufig und es gibt weder Einbahnstraßenregelung noch trillerpfeiffende Ordner. Man kann sich frei und ungezwungen bewegen und es kommt beinahe ein gewisser Entdeckerdrang durch. Ein durchaus lohnenswerter Ausflug.

Pisaq, Peru 2019

 

 

 

Pisaq, Peru 2019

 

Sonnentempel, Pisaq, Peru 2019
Pisaq, Peru 2019

Mit Verlassen der alten Inkamauern haben wir dann nun aber auch endgültig genügend historische Steine bewundert und wir machen uns auf den Weg in Richtung Grenze. Es geht ein weiteres mal hoch hinaus auf über 4.000 Meter und unser Wildcamp auf halber Strecke wird mal wieder frostig. Dafür haben wir einen erstklassigen Ausblick auf die Milchstraße bei mondloser Nacht. Faszinierend was passiert, wenn kein künstliches Licht in der Nähe ist.

Wildcamp auf 4.000 Meter, auf dem Weg in Richtung Bolivien, Peru 2019
Freier Blick auf die Milchstraße, Peru 2019

Sprichwörtlich an der letzten Tankstelle vor der Grenze vertanken wir unsere letzten peruanischen Soles und machen den Cruiser randvoll. Zwar ist der Sprit in Bolivien deutlich günstiger, aber es ist mitunter nicht ganz einfach, an Treibstoff zu kommen. Nicht, dass der etwa Mangelware wäre. Aber Diesel und Benzin werden heftigst von der bolivianischen Regierung subventioniert und sind deutlich günstiger als in den Nachbarländern. Die Nachbarn (und auch alle anderen Ausländer) sollen natürlich diese Subventionen nicht schmarotzen, was ja durchaus verständlich ist. Daher wird der Kraftstoff an „Externe“ zu einem deutlich höheren Preis ausgegeben. Der wiederum ist dann doch recht teuer und mitunter kann es vorkommen, dass man als Ausländer gar keinen Sprit bekommt, weil dem Tankwart der Aufwand mit dem Papierkram einfach zu hoch ist. Manchmal kann man aber mit Männern und Frauen an der Zapfsäule verhandeln und bekommt einen Preis, der zwischen dem lokalen und dem für Ausländer liegt. Hilfreich dabei ist, wenn man sich den Sprit per Kanister holt und sein ausländisches Auto um die Ecke parkt. Denn fast jede Tankstelle wird videoüberwacht und tricksen wird immer schwieriger. Daher wird man häufig einfach weggeschickt, das macht einfach weniger Ärger…..

Also füllen wir auf was geht und reisen ein. Im Notfall müssten wir mit unserer Reichweite von min. 2.000 km einmal längs durchs ganze Land kommen. Vor uns an der Grenzabfertigung steht einer der „Dragoman“ Overland Trucks, mit etwa 25 bis 30 Touristen an Bord. Irgendwas gefällt dem Zöllner an den Papieren des Fahrers nicht und er lässt die ganze Gesellschaft nicht passieren. Dadurch rutscht unsere Einreise bedrohlich nahe Richtung Mittagspause. Deshalb geht dann alles „rubbel die Katz“ und drin sind wir in Bolivien, inklusive Polizeicheck und allem Drum und Dran. Für die Nacht bleiben wir in einem Camp kurz vor Copacabana, das nicht nur dafür bekannt ist, dass der gleichnamige Ort am Zuckerhut in Brasilien nach ihm benannt ist, sondern dass auch regelmäßig vor der prächtigen Kirche im Ort die Autos gesegnet werden. Wir genießen zunächst den Sonnenuntergang am größten Binnengewässer Südamerikas und statten dem Ort erst am nächsten Morgen einen Kurzbesuch ab.

Sonnenuntergang auf dem Titicaca See, Bolivien 2019

 

Copacabana im letzten Abendlicht, Bolivien 2019
Die Hutmode ändert sich, von Stroh zu Filz, Titicaca See, Bolivien 2019

 

Kirche von Copacabana, Titicaca See, Bolivien 2019

Gleich darauf machen wir uns auf den Weg zu unserer nächsten Verschiffung. Eine Engstelle im höchsten schiffbaren See der Welt (wer denkt sich nur solche Attribute aus?) muss per Boot überwunden werden. Oder sagen wie lieber, per alten, wackeligen Holzbarken. Die Dinger knirschen und ächzen ganz schön. Aber angesichts der Tatsache, dass sogar große Reisebusse auf diesen Kähnen über den See transportiert werden, haben wir mit unserem Landcruiser-Fliegengewicht wohl nichts zu befürchten. Natürlich entbrennt nach vollbrachter Dienstleistung wieder die Diskussion über den Gringopreis. Aber auf so etwas lassen wir uns schon gar nicht mehr ein.

Genormter Standardholzkahn auf dem Titicaca See, Bolivien 2019
Auch das Taxi muss da drauf, Bolivien 2019
Es ächzt und stöhnt, Bolivien 2019
Aber wenn die Dinger sogar Busse aushalten…., Bolivien 2019

Wir geben weiter Gas und steuern als nächstes La Paz an. Über gar nicht mal so schlechte Straßen geht es zunächst durch El Alto, das auf über 4.000 Meter liegt und direkt mit La Paz verwachsen ist. Schon hier lässt sich erahnen, was uns erwartet. Verkehrschaos und Straßen, die von abertausenden Minibus-Taxis verstopft sind. Von El Alto aus geht es beinahe 1.000 Meter in die Tiefe an den südlichen Stadtrand von La Paz, wo wir uns für das schnuckelige Colibiri Camp entscheiden. Eigentlich ist das „Oberland“ die erste Adresse der Stadt, aber nach einem Besitzerwechsel vor fast 2 Jahren scheinen dort die Preise zu entgleiten und somit wählen wir die Alternative mit dem einmaligen Ausblick auf den „Zahn des Teufels“. Wir haben gerade Position bezogen, als wir abermals Nachrichten vom befreundeten österreichisch/mexikanischen Reiseduo erhalten. Die Beiden haben gerade erfolgreich und lebendig die sagenumwobene „Deathroad“ gemeistert und sind ebenfalls auf dem Weg ins „Colibri“. Na wenn das mal kein Zeichen ist. Erst gibt es die obligatorische Flasche Wein (hatten wir schon erwähnt, dass die Beiden direkten Einfluss auf unsere Leberwerte haben?) und dann geht es in stockfinsterer Nacht mit dem Taxi ins Stadtzentrum zwecks Restaurantbesuch. Das Taxi kostet fast nix, auch wenn es uns über eine halbe Stunde durch die Straßenschluchten der Millionenmetropole kutschiert und auch das Restaurant verlangt trotz hervorragender Küche nur moderate Preise. Nach Rückkehr ins Camp werden natürlich die schon beinahe traditionellen „Schwarzer Peter“ Karten gezückt. Leider bleiben die Zwei nur eine Nacht und machen sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Cochabamba. Es zeichnet sich aber ab, dass wir uns eventuell zusammen auf die Lagunenroute begeben werden.

Ausblick vom Camp auf den Zahn des Teufels, La Paz, Bolivien 2019

 

Wir machen uns derweil an die Erkundung von La Paz und besteigen einen der vielen Minibusse. Das System ist denkbar einfach. Es gibt feste Routen, die mit Nummern versehen sind. Die Nummern stehen in den Windschutzscheiben der Taxibusse. Eine Fahrt innerhalb der Stadt kostet 2 BOB (25 Cent), egal von wo nach wo man fährt. Lediglich die Fahrt vom weit entfernten Südrand der Stadt kostet 3 BOB pro Person. Also berappen wir 3 Bolivianos pro Nase und werden ca. eine Stunde durch kleine Gassen in Richtung Stadtzentrum bugsiert, besser als Fernsehen. Steile Straßen, abenteuerliche Gefährte und was sich hier in den Gassen so zuträgt ist mehr als unterhaltsam.

La Paz, Bolivien 2019
La Paz, Bolivien 2019

La Paz an sich hat eigentlich gar nicht mal so viel zu bieten, wären da nicht seine spektakuläre Lage an den steilen Hängen, der (überschaubare) Hexenmarkt und das recht neue Seilbahnsystem der Stadt, da irgendwie wirklich abgefahren ist. Letzteres erkunden wir per geführter Tour mit unserem Guide Jorge. Da im Moment Nebensaison zu sein scheint, genießen wir eine Privatführung. Jorge hat viele Jahre in den USA gelebt, bevor er ausgewiesen wurde und spricht daher exzellentes Englisch. Wir hüpfen von Seilbahnlinie zu Seilbahnlinie, die anhand ihrer unterschiedlichen Farben zu unterscheiden sind und schweben über die Stadt. Aufgrund ihrer Lage geht es dabei steil bergauf und bergab und man bekommt einen erstklassigen Blick auf alles Sehenswerte. Wir pendeln bis ganz hinauf nach El Alto und besuchen dort den Schamanenmarkt, nicht zu verwechseln mit dem Hexenmarkt unten in La Paz. Jeder Schamane hat hier seine eigene kleine Hütte mit Holzkohlefeuerplatz davor für seine Rituale. Je nach Wehwehchen oder Anliegen kann man hier den Spezialisten seiner Wahl aufsuchen. Bei uns liegt gerade nix an und daher schweben wir mit der nächsten Linie wieder zu Tale. Vorbei an bunten Wohnvierteln, über Militärstützpunkte und riesigen Friedhöfen hinweg, durch die Häuserschluchten der Geschäftsviertel und leider auch über den total verseuchten und schäumenden Fluss der Stadt. Eine wahnsinnig unterhaltsame Tour und Jorge macht seinen Job mehr als gut.

Von El Alto kommend geht es fast 1000 Meter nach unten, La Paz, Bolivien 2019
Schamanenmarkt in El Alto, Bolivien 2019
Über den Dächern der Stadt, La Paz, Bolivien 2019
Der riesige Friedhof von La Paz, Bolivien 2019

Anschließend schlendern wir noch über den obligatorischen Hexenmarkt mit seinen getrockneten Lama-Föten und dank eines Tipps von Jorges Chefin finden wir den weniger touristischen Markt der Einheimischen, auf dem wir wirklich die einzigen Gringos sind.

Auf dem Hexenmarkt, La Paz, Bolivien 2019
Die obligatorischen Lamaföten für den Hausbau, auf dem Hexenmarkt, La Paz, Bolivien 2019

 

Hier scheint alles nach Straßen sortiert zu sein. In einer Straße gibt es ausschließlich Sanitärbedarf, in der nächsten werden Leuchtmittel vertrieben. Die Gasse ist so hell erleuchtet, dass man kaum die Augen aufhalten kann.

Hier gibts Licht, La Paz, Bolivien 2019

Janina hat es auf das Textilviertel abgesehen, da sie auf der Suche nach günstiger Alpakawolle ist. Nach erfolgreicher Jagd gönnen wir uns noch einen Happen beim Straßengrill, was mindestens einem von uns Beiden nachhaltig die Darmflora zerstört, und entern dann erneut einen Kleinbus zurück zum Camp.

Textilmarkt, La Paz, Bolivien 2019
Kurz vor Montezuma’s Rache, La Paz, Bolivien 2019
Fräulein, verbinden sie mich bitte, La Paz, Bolivien 2019

Mittlerweile ist es schon wieder stockfinstere Nacht und die Straßen sind noch hoffnungsloser verstopft, als am Mittag. Dafür darf ich vorne auf der Bank neben dem Taxifahrer sitzen und das abendliche Unterhaltungsprogramm von erstklassiger Position beobachten. Die Fahrt dauert jetzt 90 Minuten, von denen keine einzige langweilig ist. Ungelogen, ich hab kurz drüber nachgedacht gleich wieder mit zurück zu fahren….

Eigentlich sind wir Beiden ja keine wirklichen Stadt-Besichtigungs-Menschen, aber La Paz bekommt von uns das Prädikat: Besonders empfehlenswert. Mal sehen, ob unsere nächsten Ziele da mithalten können. Wir steuern demnächst Sucre und Potosí an.

Frühstück mit Ausblick, La Paz, Bolivien 2019

 

 

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