03.08.2019 – 11.08.2019
Iguazú Wasserfälle
Genau wie auch schon im Nordpantanal erleben wir beim Verlassen des Südpantanals ebenfalls einen ordentlichen Temperatursturz. Gestern noch bei fast 30° in kurzen Klamotten den Landcruiser aus dem Sumpf geschaufelt, heute fallen einem beim Fotografieren fast die Finger ab vor Kälte. Wir steuern als Nächstes die Buraco das Aras an, eine Schlucht, in der mit Vorliebe die roten Aras brüten. Dazu kommen wir gleich in der Nähe in einem wunderbar gelegen Camp unter, das malerisch an einer Flussbiegung liegt. Das Wasser lädt zum Baden ein und man könnte sich sogar von einem hohen Holzgerüst an einer Seilbahn hängend hinab in die Fluten stürzen. Könnte…, denn die Außentemperatur ist alles Andere als badetauglich, schade. Nett gemacht ist es trotzdem.
Am frühen Morgen machen wir uns dann auf den Weg zur Ara-Schlucht und müssen feststellen, dass es heute nicht nur noch kälter ist, sondern auch trüb und grau. Dafür läuft uns dann unterwegs tatsächlich noch ein Mähnenwolf über den Weg. Eine mittlerweile recht selten gewordene Spezies, weil ihr der Lebensraum ausgeht. Mit seinem für die langen und schlaksigen Beine viel zu kurz wirkenden Körper sieht so ein Mähnenwolf nicht nur merkwürdig aus, er verhält sich auch kaum wie ein ordentliches Raubtier. Das Gebiss ist so klein, dass er lediglich Kleinnager und Vögel frisst. 50 % seiner Nahrung besteht sogar aus Pflanzenkost. Somit brauchen sich die Rinder, über deren Weide der Wolf gerade trottet, keine Sorgen machen, er könnte ihnen kein Haar krümmen.
In der Ara-Schlucht haben wir dann weniger Glück mit unseren Sichtungen. Die Vögel haben bei der Kälte heute nicht wirklich Bock zu fliegen. Und wenn sie es dann doch tun, lässt der graue Himmel ihre bunten Farben nicht so richtig zur Geltung kommen.
Somit sind wir recht zeitnah wieder auf der Straße in Richtung Süden unterwegs. Wir queren die Grenze zu Paraguay im kleinen Örtchen Bela Vista. Zwar wäre für einen erfolgreichen Grenzübertritt die gesamte Infrastruktur vorhanden, aber unsere Pässe bekommen wir hier trotzdem nicht gestempelt. Es gibt keine Grenzbeamten und somit auch keine Grenzabfertigung. Die ist erst wieder in Pedro Juan Caballero/Punta Pora möglich. Also liegen etwa 140 mehr oder weniger illegale Kilometer durch Paraguay vor uns, was hier aber völlig normal ist. Einen kleinen Zwischenstopp gönnen wir uns unterwegs noch im Nationalpark Cerro Corá, um überhaupt behaupten zu können, dass wir mal in Paraguay gewesen sind. Denn am nächsten Tag reisen wir gleich wieder nach Brasilien aus. Somit ersparen wir uns die ganzen Einreise und Ausreiseprozeduren. Quasi „one night in Paraguay“ ohne Nachweis und ohne, dass es jemanden kümmern würde.
Wir fahren gleich weiter ins Dreiländereck Paraguay – Brasilien – Argentinien. Der Versuch, den einstmals größten Staudamm der Welt zu besuchen, bleibt erfolglos. Der Itaipu-Damm liegt zwischen Paraguay und Brasilien und ist von dieser Seite aus nur per geführter Tour zu besuchen. Das ersparen wir uns und wenden uns direkt den Iguaçu Fällen zu, die auf der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien liegen. Einen solchen Menschenauflauf hatten wir schon lange nicht mehr. Die Winterferien scheinen in vollem Gange zu sein. Trotz der Massen weiß Iguaçu (auf der argentinischen Seite Iguazú) zu beeindrucken. Überall sprudelt das Wasser über die Klippen und steigt in Form von Gischt wieder empor, wobei es damit Regenbögen in die Schluchten zaubert. Besonders im Garganta del Diablo rauscht das Wasser tosend über die Felsen. Ausnahmsweise haben wir dazu mal Sonnenschein, auch wenn es nicht wirklich warm ist.
Es ist durchaus nicht unüblich, sich die Fälle von beiden Seiten aus anzuschauen, der brasilianischen und der argentinischen. Da wir uns die Menschenmassen aber nicht gleich an zwei Tagen antun wollen, fahren wir lieber wieder hinaus aufs Land und steuern den südlich liegenden Parque Estadual do Turvo an. Hier gibt es erneut einen Wasserfall zu bestaunen, der ebenso wie Iguaçu auf der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien liegt. Bei den Saltos de Moconá fällt der Rio Uruguai/Uruguay auf einer Länge von 1,8 km etwa 20 Meter tief, womit der Wasserfall der längste der Welt ist. Sonst gibt es nicht viel zu sehen im Park und selbstredend ist der Himmel heute wieder Grau in Grau.
Also geht’s schnell weiter in Richtung Küste in der Hoffnung auf besseres Wetter. Allerdings ist die Größe Brasiliens nicht zu unterschätzen, da ist man von A nach B schnell mal ein paar Tage unterwegs. Und bevor wir wieder auf den Atlantik stoßen, machen wir einen Zwischenstopp in Blumenau, berühmt-berüchtigt für seine Dichte an Brauereien und das vermutlich größte Oktoberfest außerhalb Deutschlands. In der ganzen Gegend hier haben vor ewigen Zeiten recht viele deutsche Auswanderer angesiedelt und das kann man durchaus noch an der Architektur erahnen. Da der Campingplatz auf einem Hügel mitten in der Stadt recht nett gelegen ist, bleiben wir gleich zwei Nächte. Der Betreiber des Camps zerrt auch sogleich sämtliche Biersorten seines Vorrates heraus und lädt zur Verköstigung. Somit haben wir uns den Kneipenbummel am ersten Abend gleich gespart.
Die Besichtigung von Blumenau ist dann tatsächlich ein wenig grotesk. Wie so häufig im Ausland sagt man „Deutschland“, meint aber tatsächlich „Bayern“. Und so vermarktet sich auch Blumenau. Große Bierkrüge, Lederhosen und Dirndl….
Bevor also in der vermeintlich deutschen Kulisse noch Heimweh entsteht, reißen wir uns los und steuern in Richtung Atlantikküste. Irgendwo muss doch auch mal wieder die Sonne scheinen….