Südamerika Brasilien

Brasiliens Südküste

12.08.2019 – 23.08.2019

Brasiliens Südküste

Schließlich schaffen wir es dann doch bis an die südliche Atlantikküste Brasiliens und stehen gleich mal im Stau. Der Küstenstreifen ist recht dicht besiedelt und dementsprechend ist auch der Verkehr. Die Städte strotzen vor wuchtigen Betonhochburgen und wirken daher nicht wirklich einladend. Wie so häufig in Brasilien sehen die Ballungsgebiete so aus, wie man sich in den 60er und 70er Jahren die Zukunft vorgestellt hat. Man könnte meinen, man befände sich in einer riesigen Flash Gordon Filmkulisse. Bei Florianópolis flüchten wir auf die Ilha Santa Catarina und suchen uns ein nettes Plätzchen am Strand. Zwar scheint tatsächlich die Sonne, aber da ein recht frischer Wind geht, bleiben kurze Hosen und Badelatschen im Schrank, Südwinter eben. Die Insel ist aber tatsächlich ganz nett und wir schaffen es mit Herumbummeln und Wandern gleich mehrere Tage hier zu verbringen.

Fortaleza Sao Jose, Ilha Santa Catarina, Brasilien 2019
Praia Mocambique, Ilha Santa Catarina, Brasilien 2019
Ilha Santa Catarina, Brasilien 2019
Ilha Santa Catarina, Brasilien 2019
Auf dem Wanderweg zur Lagoinha do Leste, Ilha Santa Catarina, Brasilien 2019
Die Lagoinha do Leste muss man sich erwandern, Ilha Santa Catarina, Brasilien 2019

Wieder auf dem Festland angekommen werfen wir im Örtchen Laguna noch einen kurzen Blick auf eine Kuriosität. Hier stehen die lokalen Fischer bis zur Hüfte im Wasser und warten geduldig auf die Mithilfe von ein paar Delfinen, die ihnen die Fische direkt in die Arme, bzw. die Netze treiben. Da das Ganze recht gemächlich vonstatten geht, ist es auch nicht wirklich spektakulär anzusehen, aber trotzdem irgendwie faszinierend.

Fischer und Delfine bei Laguna, Brasilien 2019
Laguna, Brasilien 2019

Außerdem wird uns hier ganz klar verdeutlicht, dass sich unser Jahr in Südamerika unweigerlich dem Ende nähert. Denn da draußen im Ozean erspähen wir tatsächlich nach beinahe 12 Monaten wieder die großen Südkaper-Wale, die wir auch zu Beginn unserer Reise an der Valdes Halbinsel bestaunt haben. Da die hier nur einmal im Jahr vorbeikommen, heißt das wohl, dass auch wir schon 12 Monate unterwegs sind….

Die Südkaper sind wieder da, unser Jahr ist rum, Brasilien 2019
kleines Raubtier, Brasilien 2019

Für uns geht’s nochmal kurz in die Berge hinauf, wir wollen einen Blick auf Brasiliens tiefsten Canyon werfen. Wir fahren in den Nationalpark Aparados de Serra und die schönste Strecke dorthin führt über die SC 285 und die Serra da Rocinha. Hier windet sich die Straße in zahlreichen Serpentinen den Hang hinauf und es sind ordentlich Motorradfahrer unterwegs. Schon fast so wie im Sauerland am Wochenende….

Serra da Rocinha, Brasilien 2019
Serra da Rocinha, Brasilien 2019

Hier oben ist das Wetter nun endgültig bescheiden und da wir ein bisschen am Canyon wandern wollen, sitzen wir den Regen auf einem Camp aus. Den Sonntag regnet es fast durch, aber der Montag bietet perfektes Wanderwetter. Schade nur, dass montags beinahe alle brasilianischen Nationalparks Ruhetag haben. So auch der Aparados de Serra, was uns einen weiteren Ruhetag einbringt.

Heute wäre gutes Wanderwetter, aber leider ist Montag, Brasilien 2019
Araukarie, Brasilien 2019

Der Dienstag ist dann wie erwartet wieder eher trüb, aber zumindest trocken, so dass wir uns endlich die Wanderschuhe anschnallen können und uns auf den Weg machen. Wie sollte es auch anders sein? Als wir mit unserer Erkundung des Canyons fertig sind, reißen die Wolken auf und die Sonne kommt heraus….

Aparados de Serra, Brasilien 2019
Aparados de Serra, Brasilien 2019
Aparados de Serra, Brasilien 2019

Beleidigt starten wir den Landcruiser und fahren wieder herunter an die Küste. Wir meiden die großen Autobahnen und bleiben lieber auf den eher abgelegenen Landstraßen. Der Küstenstreifen ist hier recht sumpfig und man fährt größtenteils zwischen dem Atlantik auf der einen, und riesigen Lagunen auf der anderen Seite hindurch. Bei Rio Grande nehmen wir die Fähre über eine kleine Meerenge und im Örtchen Cassino biegen wir dann direkt auf den Strand ab.

Auch an der Küste gibt’s noch antike Brücken, Brasilien 2019
Bei Rio Grande geht es mal wieder auf die Fähre, Brasilien 2019

Da das Meer hier sehr flach anbrandet und der Tidenhub vergleichsweise gering ist, kann man von hier aus die mehr als 200 km bis zur uruguayischen Grenze direkt auf dem flachen und sehr festen Strand am Meer entlang fahren. Ein kurzer Blick auf die Gezeitentabelle und den Wetterbericht sollte man sich aber dennoch gönnen, bevor der Spaß losgeht. Eigentlich haben wir uns dafür einen recht sonnigen Tag ausgesucht, aber genau über dem Küstenstreifen hat sich eine fette, graue Nebelwand festgebissen. So fahren wir in das trübe Licht hinein und können auf der linken Seite den Atlantik nur erahnen und auf der rechten Seite kaum die Dünen erkennen. Eine leicht gespenstische Atmosphäre, die hin und wieder noch durch das Auftauchen von Schiffswracks, oder den Gerippen von angeschwemmten Walen und anderer Tiere ergänzt wird.

Schiffsgerippe am Strand, Brasilien 2019
Walgerippe am Strand, Brasilien 2019
Die Angler reisen hier mit dem Reisebus an, Brasilien 2019

Die Distanz bis zur Grenze könnte man eigentlich an einem Tag schaffen, da wir heute aber kaum etwas von unserer Umgebung durch die Nebelsuppe erkennen können, wäre es uns einfach zu schade, hier so durch zu brausen. Also halten wir auf halber Strecke am Leuchtturm „Albardao“. Wir richten uns gerade in den Dünen hinter dem Strand häuslich ein, als plötzlich ein Marinesoldat vor uns steht. Aber anstatt uns hier zu verscheuchen, lädt er uns auf das Gelände des Leuchtturms ein. Ein zweiter Soldat gesellt sich dazu und Dank Übersetzungs-Apps können wir uns ganz passabel mit den Beiden austauschen. Wir erfahren, dass sie hier 85 Tage Dienst schieben, bis sie wieder nach Hause zu ihren Familien dürfen. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, sich um den Leuchtturm und seine Technik zu kümmern. Und den führen sie uns sogar vor. Ganz offensichtlich sind die Beiden froh über jede Abwechslung, während ihrer 85-Tages-Schicht, die ansonsten überwiegend durch das Schauen von Seifenopern gefüllt wird.

Faro Albardao, Brasilien 2019

Wir dürfen bis ganz nach oben in die Glaskuppel klettern und uns die große „Laterne“ anschauen, die mittlerweile elektrisch über einen Generator betrieben wird. Sollte der aber mal ausfallen, steht immer noch eine Gaslampe zur Verfügung. Die notwenige Drehbewegung der Kuppel wird dann über ein schweres Gewicht realisiert, das mitten durch das Treppenhaus des Leuchtturms schwebt und ganze zwei Stunden von der Spitze des Leuchtturms bis nach unten braucht und dabei ein Drahtseil von einer Trommel abspult. Die Drehbewegung der Trommel wird über einen Winkeltrieb an die Leuchte des Turms geleitet und die Laterne dreht sich. Alles einfache Technik aus beständigem Messing. Heute aber kommt der alte Dieselgenerator zum Einsatz und auch den dürfen wir bestaunen. Abseits in einem kleinen Häuschen steht das alte, 30 Kilowatt starke Monster und wird bei Einbruch der Dunkelheit von den beiden Soldaten zum Leben erweckt. Augenblicklich gehen in den umliegenden Hütten der Marinestation die Lichter an und auch der Leuchtturm strahlt plötzlich sein warmes Licht in die fahle Nebelnacht. Und da es jetzt Strom gibt, könnten wir sogar in einer der Soldatenunterkünfte die elektrisch betriebene Dusche nutzen…..

Da müssen wir ganz hinauf, Faro Albardao, Brasilien 2019
Oben an der Laterne, Faro Albardao, Brasilien 2019
Wenn der Strom ausfällt kommt das Pendel zum Einsatz, einmal nach unten dauert 2 Stunden, Faro Albardao, Brasilien 2019
Das Dieselmonster, Faro Albardao, Brasilien 2019
Faro Albardao bei Nacht, Brasilien 2019
Faro Albardao bei Nacht, Brasilien 2019

Tags drauf ist das Wetter zumindest etwas freundlicher und wir können die Fahrt am Strand etwas mehr genießen. Allerdings wird das Terrain südlich des Leuchtturms auch etwas tiefer und der Strand teilweise recht schmal. Heute ist nicht nur 4×4 gefordert, auch der Reifendruck sollte passen.

Faro Albardao, Brasilien 2019

 

Kurz vor Chui/Chuy erreichen wir wieder Asphalt, pumpen die Reifen auf und vertanken unsere letzten Reais. Und dann gehen wir ihn an, unseren letzten Grenzübergang mit dem eigenen Auto auf dieser Reise.

 

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