Südamerika Peru

Durch die Cordillera Blanca bis nach Cusco

04.06.2019 – 09.16.2019

Durch die Cordillera Blanca bis nach Cusco

Wir manövrieren uns also immer weiter in die Anden hinein. Die Wege und Straßen hier sind zeitintensiv. Mal sind sie sehr schmal, mal sind sie sehr steil, mal sind sie sehr schlecht. Und oftmals sind sie alles zusammen. Am schlimmsten sind die Straßen, die früher mal asphaltiert waren und heute nur noch aus einzelnen Brocken Teer bestehen. Da kann man besser gleich auf schlechten Schotterstraßen fahren, das tut weniger weh. Es gibt Tage, da sind wir bis zu 10 Stunden unterwegs und haben am Abend kaum einen Finger breit auf der Landkarte geschafft. Das liegt zum Einen an dem beschriebenen Zustand der Straßen und zum Anderen daran, dass man oftmals das ersehnte Ziel schon in etwa einem Kilometer Luftlinie auf der anderen Seite eines Tales erahnen kann, aber man trotzdem viele Kilometer fahren muss, um es zu erreichen. Es geht über enge Serpentinen mitunter 1.000 Höhenmeter in eine tiefe Schlucht, dann meistens über eine mehr oder weniger gut erhaltene Brücke über einen Fluss und dann auf der anderen Seite wieder über enge Serpentinen 1.000 Meter den Hang hinauf. Nicht selten wartet man dann noch die eine oder mehrere Stunden an einer Baustelle und schon ist der Tag vorüber, ohne dass man merklich weiter gekommen ist. Dafür entschädigt einen die Landschaft voll und ganz. Eigentlich möchte man fast den ganzen Tag die Kamera mitlaufen lassen….

Da hinten müssen wir hin…., Peru 2019
Vor ungefähr drei Stunden waren wir auf der gegenüberliegenden Seite, Peru 2019

Wir arbeiten uns also eher langsam weiter vor in Richtung unseres nächsten Zieles, dem Cañón del Pato (Entenschlucht). Eine malerische Strecke durch eine enge Schlucht, bekannt für ihre vielen, eng aufeinander folgenden Tunnel. Aber auch schon die Straßen und Wege dorthin können sich sehen lassen. Schroffe Berge, trockenes Klima, und überwiegend Schotterstraßen, die sich entweder an wilden Flüssen entlang schlängeln, oder an steile Hänge klammern. (Gegen)-Verkehr gibt es hier wenig, aber trotzdem wird man per Verkehrsschild dazu aufgefordert, vor jeder Kurve zu hupen, um sich vor bösen Überraschungen zu schützen. Der Canyon ist so eng, dass man über mehrere Kilometer nur die steilen Felswände vor sich aufragen sieht.

Unterwegs in den peruanischen Bergen, Peru 2019
Hier wird irgendwas abgebaut. Unterwegs in den peruanischen Bergen, Peru 2019
Im Cañón del Pato, Peru 2019
Im Cañón del Pato, Peru 2019

In Richtung Huaraz öffnet sich die Landschaft dann wieder und gibt schließlich den Blick auf die hoch aufragende Cordillera Blanca frei. Schneebedeckte Berge, die bis auf mehr als 6.000 Meter aufragen. Das ganze bildet den Huascaran Nationalpark und genau da wollen wir hinein. Wir holpern also einen recht schlechten Weg hinauf auf etwas mehr als 4.000 Meter und schlagen unser Camp am Ufer der Laguna Paron auf, einem unglaublich intensiv türkisen See, der von gleich mehreren schneebedeckten Bergen umrahmt wird. Einer dieser Berge, der Artesonraju soll angeblich Pate gestanden haben für das Logo der Paramount Film Gesellschaft. Hier oben schlagen wir unser Lager auf und packen uns warm ein, denn die Nächte werden hier durchaus frostig.

Laguna Paron, Peru 2019
Laguna Paron, Peru 2019
Laguna Paron, Peru 2019
Laguna Paron, Peru 2019

Generell kann man sagen, dass wir in nächster Zeit die Getränke nicht mehr kaltstellen brauchen, denn wir werden einige Tage und Wochen auf Höhen jenseits der 3.500 bis 4.500 Meter ü.N.N. verbringen. Vorläufiger Spitzenreiter dabei ist der „Punta Olimpica“, einer der höchsten Pässe der Cordillera. Ein relativ neuer Tunnel befindet sich auf einer Höhe von 4732 Metern und die alte Passhöhe sogar auf fast 4900 Metern. Die Straße windet sich endlos die Hänge hinauf und bietet einen Wahnsinnsblick auf die umliegenden Berge. Natürlich sind wir hier nicht angetreten, um bequem im Tunnel durch den Berg zu fahren, sondern um Mensch und Maschine über den alten Schotterpass zu quälen. Leider hat es unlängst ein paar Steinschläge und Erdrutsche gegeben, so dass wir bereits gehört haben, dass es auf dem alten Pass derzeit kein Durchkommen gibt. Verkneifen können wir uns aber einen Versuch auch nicht. Allerdings müssen wir schnell einsehen, dass die Infos wohl zu stimmen scheinen. Man müsste seinen fahrbaren Untersatz schon sehr hassen, um ihn dort durchzuprügeln. Da wir das nicht tun, werfen wir noch einen wehmütigen Blick auf den so nahen und doch so fernen Pass und tuckern den Berg auf der anderen Seite wieder hinunter.

entlang der Cordillera Blanca, Peru 2019
auf dem Weg zum Paso Olimpica, Peru 2019
Der Tunnel am Paso Olimpica, ziemlich senkrecht über dem Reserverad auf dem Dach befindet sich der alte Pass, Peru 2019
Paso Olimpica, kurz hinter dieser Stelle war dann Ende im Gelände, Peru 2019
Paso Olimpica, Blick auf die andere Seite. Unten links in gelb der Tunneleingang, oben am roten Pfeil der alte Pass (die Wunde sitzt tief), Peru 2019

 

In den kommenden Tagen haben wir einen Mix aus sehr langsamen Bergsträßchen und beinahe autobahngleichen Hauptstraßen auf über 4.000 Metern, auf denen wir das Buschtaxi mal wieder so richtig fliegen lassen können. Dank Turbolader macht dem die Höhe nicht wirklich etwas aus. Zumindest bis wir an eine Baustelle kommen und erst mal im Stau stehen. Sobald die Fahrbahn wieder freigegeben ist, bricht natürlich sogleich das gewohnte Chaos aus, denn jeder möchte der Erste in der Reihe sein. Egal, ob er am Ende der Schlange stand, oder vorne. Alles versinkt in einer mächtigen Staubwolke. Genau das macht am Ende dem Luftfilter des Toyota den Gar aus. Er fängt furchtbar an zu rußen, weil er kaum noch Sauerstoff zum Verbrennen bekommt. Das Teil wollten wir eh schon längst austauschen und da wir noch einen nagelneuen Filter in unserem Fundus haben, ist das Thema schnell erledigt. Das weich gewordene Bremspedal ist da schon eine ganz andere Nummer und erinnert uns eindrücklich daran, dass das Auto in voll beladenem Zustand in diesen steilen Bergen vielleicht doch nicht ganz so sportlich bewegt werden sollte. Hat sich da der Fahrer vielleicht ein wenig von den guten und schnellen Straßen verleiten lassen? Oder lag es doch eher daran, dass wir am Vormittag mal wieder unsere Gasflasche haben auffüllen lassen und dabei erneut das Sicherheitsventil ausgelöst wurde? Mit dem Effekt, dass ein deutlich wahrnehmbarer Gasgeruch durchs Auto waberte. Als dann schließlich der Landcruiser in Höhen von über 3.800 Metern beim Beschleunigen leicht zu rucken anfängt, befürchten wir schon unseren ersten wirklichen Defekt auf dieser Reise. Aber auch dieses Geheimnis wird schon bald gelüftet werden, oder sollten wir sagen: entlüftet? Denn beim nächsten Tankstopp kommt es mir beinahe so vor, als würde eine unsichtbare Kraft den Tankdeckel von Innen festhalten. Und nur mit einem deutlichen Zischen gibt der Deckel den Tankstutzen frei. Das scheint also die Erklärung für das Ruckeln des Motors zu sein. Wir haben mit 270 Litern Dieselfüllmenge eine ziemliche Kapazität und Reichweite. Nun fahren wir schon beinahe 2 Wochen, ohne getankt zu haben. Scheinbar hat das System bei diesen Höhen Probleme damit den Tank zu belüften, schließlich ist der Außendruck beinahe nur halb so groß wie auf Meereshöhe. Dadurch hat sich im Tank ein ziemlicher Unterdruck entwickelt. Auf der einen Seite versucht also die Einspritzpumpe den Kraftstoff anzusaugen und auf der anderen Seite hält das Vakuum dagegen. So bekommt der Motor zu wenig Sprit und fängt an zu stottern. Nach dem Tankstopp ist alles wieder i.O. und der Cruiser marschiert die Berge hoch, als wäre nix gewesen.

Eine der vielen Baustellen, Peru 2019
Kurz vor dem Massenstart auf dem staubigen Strässchen, Peru 2019

Wir passieren kleine Örtchen und riesige Minen auf über 4.000 Metern Höhe. Hier werden ganze Berge versetzt und das ist wörtlich zu verstehen. Gigantische Maschinen tragen das Gestein ab, zerkleinern es und schichten es an anderer Stelle in geschotterter Form wieder auf. Zwischendrin werden wertvolle Mineralien und Erze daraus gewonnen.

 

Tagebaumine, Peru 2019
Hier werden ganze Berge abgetragen, Peru 2019
kleine Strässchen, Peru 2019
kleine Örtchen, Peru 2019
einsame Gegenden, Peru 2019

Mal übernachten wir in einsamen Tälern, mal neuen Straßenabschnitten, die aber noch nicht in Betrieb sind, weil die Brücke über einen Flusslauf noch fehlt, mal auf dem Fußballplatz einer kleinen Gemeinde.

Unterwegs, Peru 2019
Peruanische Hutmode, Peru 2019
Übernachtungsplatz am Fluß, Peru 2019
Übernachtungsplatz im einsamen Tal, Peru 2019
Übernachtung auf dem Bolzplatz, Peru 2019

 

Übernachtungsplatz unter der Milchstraße, Peru 2019
weils so schön war, noch eins, Peru 2019
Die Straße wird übrigens hauptsächlich von Kühen genutzt, weil die neue Brücke noch fehlt, Peru 2019

Nach beinahe drei Wochen der Andenquerung erreichen wir schließlich Cusco, das touristische Epizentrum Perus, wenn nicht sogar ganz Südamerikas. Trotz des gewaltigen Touristenauflaufs hat die alte Stadt durchaus Charme und weiß zu gefallen, zumindest das Stadtzentrum. Schon die Inka haben hier ihre weltbekannte Baukunst angewandt und auch wenn die spanischen Invasoren sich alle Mühe gegeben haben, die Bauwerke zu zerstören, kann man heute noch erahnen, wie präzise die alten Baumeister gearbeitet haben. Denn die Spanier haben ihre Kirchen und Prunkbauten einfach auf die Fundamente der alten Inkagebäude gesetzt, so dass auch heute noch die Kunst der Steinmetze bewundert werden kann. Am bekanntesten ist wohl der 12-eckige Stein in der Calle Hatunrumiyoc.

Der Nabel der Welt, Cusco, Peru 2019
12-eckiger Stein, Cusco, Peru 2019
Charakter Gesicht, Cusco, Peru 2019

Wir stromern durch die Altstadt und stellen fest, dass derzeit beinahe jeden Tag eine andere Feierlichkeit stattfindet. Von Corpus Cristi bis zum Sonnenwendfest wird jeder Vorwand genutzt um zu feiern, karnevalsgleiche Umzüge zu veranstalten und Feuerwerk zu zünden. Dabei dreht sich fast alles um den alten Plaza de Armas, dem zentralen Platz vor der großen Kathedrale, auf dessen Mitte eine goldene Statue von Pachacútec Yupanqui prangt.

Pachacútec Yupanqui, Cusco, Peru 2019
Feuerwerk vor der alten Kathedrale, Cusco, Peru 2019
Menschenmassen vor der alten Kathedrale, Cusco, Peru 2019

Hier finden Konzerte statt und nach Einbruch der Dunkelheit scheint sich hier die ganze Stadt zu versammeln. Wir tauchen ab in den Rummel und nach so vielen Tagen und Wochen in der einsamen Bergwelt der Anden müssen wir uns erst mal wieder an solche Menschenmassen gewöhnen.

Umzug am Plaza de Armas, Cusco 2019
Umzug am Plaza de Armas, Cusco 2019
Fliegende Röcke vor der alten Kathedrale, Cusco, Peru 2019

Zwei Gesichter erkennen wie allerdings auf Anhieb wieder. Auf der anderen Seite der Straße entdecken wir Martin und Liliana, die gerade eine Straßenkarte studieren. Scheinbar hat Liliana ihrem Mann gerade klar gemacht, dass es so ziemlich unmöglich ist, uns in dieser Menschenansammlung ausfindig zu machen, als wir zu ihnen herüber winken. Große Wiedersehensfreude und natürlich will das erneute Aufeinandertreffen ausgiebig gefeiert werden! Die Beiden stehen auf dem gleichen Campingplatz oberhalb der Stadt und so parken wir quasi Tür an Tür. Nichts desto trotz sind die Zwei uns immer noch „einige Tage voraus“, denn sie haben bereits die „Pflichtveranstaltung“ Machu Picchu erfolgreich gemeistert. Und auch wir haben mit der Besichtigung der Festung Sacsayhuamán oberhalb von Cusco bereits unser Inka-Studium begonnen. Auch die Tickets für Machu Picchu sind bereits gekauft und die Reise ins heilige Tal der Inka steht unmittelbar bevor.

 

 

 

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