08.10.2018 – 12.10.2018 Bariloche und Umgebung
Die Grenzabfertigung zwischen Chile und Argentinien ging erschreckend schnell und wir purzeln direkt im touristischen Epizentrum Argentiniens ins Land. Die Gegend um Bariloche ist quasi ein Mekka für alle möglichen Winter- und Outdoor-Sportarten und tatsächlich einfach schön. Wir kommen über Villa La Angostura und den Nationalpark Nahuel Huapi ins Land und finden Hotel an Hotel, viele Shoppingmöglichkeiten und teilweise sieht es hier aus, wie das Ferienresort von Dirty Dancing. „Mein Baby gehört zu mir“. Ihr wisst schon…
Schnell mit den ersten Argentinischen Pesos versorgt und weiter. Am See entlang finden wir einen traumhaft gelegenen Stellplatz auf einem verlassenen Campingplatz und genießen das Seepanaroma bei etwas besserem Wetter als noch in Chile. Allerdings nicht besonders lange, denn nach nur zwei Stunden hat uns das Schietwetter aus Chile eingeholt.
Das gibt’s doch gar nicht. Die Wolken rücken immer tiefer und schließlich fängt es an zu regnen. Die Nacht wird nasskalt und ausgerechnet jetzt gibt die Standheizung ihren Geist auf. Als wir am nächsten Morgen wieder aus dem Auto krabbeln, liegt eine dünne Schneedecke bis ans Ufer des Sees. Die Standheizung zeigt immer noch „Error“, bibber-bibber.
Wir packen zusammen und fahren nach Bariloche rein, um uns dort für die nächsten Tage zu versorgen. Die Preise in Argentinien scheinen ein wenig moderater als noch in Chile. Wir müssen aber zunächst nochmal den Devisenkurs checken, um nicht auf die rasante Inflation hereinzufallen. Die Banken nehmen mindestens genauso hohe Gebühren wie die chilenischen und bislang konnten wir noch keine Bank recherchieren, die auf Gebühren verzichtet. Eine Option scheint es zu sein, US Dollar in Argentinische Pesos zu tauschen, das scheint weniger verlustbehaftet, wir werden sehen.
Bank, Supermarkt, Tankstelle und wieder raus aus Bariloche. Die Stadt selbst ist irgendwie nicht unser Ding und könnte so oder so ähnlich auch in jeder Touristenregion der Alpen zu finden sein. Scheinbar wird sie auch scherzhaft „Brasiloche“ genannt, da besserverdienende Brasilianer hier gerne ihren Winterurlaub verbringen.
Kurz hinter der Stadt zapfen wir direkt an einer Gebirgsquelle Frischwasser und füllen unsere Tanks auf. Dann geht es weiter auf der Ruta 40 Richtung Süden. Die Ruta Cuarenta ist unter Reisenden eine der Ikonen auf diesem Kontinent. Zusammen mit der Carretera Austral in Chile, der Todesstraße sowie Lagunenroute in Boliven und einigen anderen, muss jeder, der diesen Kontinent bereist, mal auf ihr gefahren sein. Am besten gleich der Länge nach, denn sie führt entlang der Anden einmal längs durchs ganze Land. Von den Tropen an der Grenze im Norden zwischen Argentinien und Bolivien bis hinunter nach Cabo Virgenes an die Magellanstraße, der Meerenge zwischen Festland und der Insel Feuerland. 5301 km, eine der längsten Straßen der Welt, von schlaglochübersähter Piste bis gut geteerter Landstraße ist alles dabei, was das Abenteurerherz begehrt.
Hier, im touristisch bestens erschlossenen Bariloche ist es Letzteres und wir rollen zügig mit Kurs 180°. Unser Camp schlagen wir am Lago Steffen auf, in der Hoffnung, dass es heute Nacht nicht ganz so kalt wird, da er nur noch auf 500 Meter Höhe anstatt 1.000 Meter liegt. Es wird zwar wieder kalt, aber immerhin konnten wir die Standheizung wiederbeleben. Trotz Heizung ist es alles andere als gemütlich, auch wenn der Platz herrlich gelegen ist.
Erfreulicherweise verspricht die Vorhersage für die nächsten Tage besseres Wetter.
Tags drauf haben wir es nicht sonderlich weit, da wir nur bis zur Farm von Klaus und Claudia fahren. Claudia hat uns die Versicherung hier für Südamerika vermittelt und wir wollen die Police bei ihr abholen. Die Beiden empfangen uns sehr herzlich und laden uns gleich mal auf einen Kaffee ein. Die Zwei waren selber 16 Jahre lang mit ihren Motorädern in der ganzen Welt unterwegs und haben darüber ein ziemlich abgefahrenes Buch geschrieben.
Jetzt wohnen sie hier im Norden Patagoniens auf einem traumhaften Stück Land und beschäftigen sich u.a. mit Schafzucht oder helfen anderen Reisenden mit deren Kfz Versicherung. Außerdem kann man bei ihnen auf der Wiese campen. Eine heiße Dusche gibt es auch und das nehmen wir gerne in Anspruch. Und weil wir grade dabei sind, legen wir einen kompletten Waschtag ein, denn wie versprochen scheint die Sonne vom blauen Himmel und ein leichter Wind hilft die Wäsche zu trocknen. Wir bleiben zwei Nächte. Die sind nach wie vor immer noch kalt und morgens ist die Wiese um uns herum gefroren, aber wenn erst mal die Sonne aufs Klappdach scheint wärmt sich Auto recht zügig auf.